Wieder ein Canyon Bike. Das Canyon Neuron:ON CF9 ist eingefahren. Ein kleiner Erfahrungsbericht, und wie sich ein eMTB anfühlt wenn man vorher nie mit Unterstützung gefahren ist.

Warum ich jetzt auch auf einen eMTB sitze

Warum bin ich jetzt eigentlich zum eBike gekommen? Eine ganze Zeit lang habe ich immer argumentiert:

Solange ich kann werde ich immer alles dafür tun das der Mensch über die Maschine siegt.

Cooler Spruch, weiter nix

Bisher war ich immer, je nach Ziel, mit einem Hardtail oder Fully unterwegs. Das lief immer hervorragend, und ich habe immer für das Ziel gekämpft. Doch in der letzten Zeit ergaben sich dann doch Änderungen: Ich bin umgezogen, und habe jetzt eine etwas weitere Anfahrt zum Rennsteig Gebiet. Auch die Häufigkeit hat sich geändert wann ich Rad fahren kann. Und es wurde immer schwieriger bei Freunden mitzufahren die bereits ein eMTB besitzen.
Daher kam es diesen Sommer zur Entscheidung, ein eMTB kommt wohl irgendwann her. Der Plan sah erst vor das Anfang 2024 zu tun, aber dann kam das alles doch recht schneller.

Geliefert in nur 4 Tagen

Wir haben in der Familie nun das 6. Canyon Bike gekauft. Das war nie so geplant, aber ist aber so gekommen. Wir haben auch andere Räder, direkt von lokalen Händlern, aber am Ende ist der Preis zu Ausstattung Faktor doch etwas relevant. Und da wir mittlerweile bei den vielen Rädern die wir besitzen überwiegend alles selbst schrauben ist eine Werkstatt kein Argument mehr. Das könnte man auch garnicht bezahlen, in unserer Familie ( … ein Hobby ist erst ein Hobby wenn man es übertreibt …) befinden sich 10 Bikes.
Das Canyon Neuron:ON CF9 war während meiner Recherche plötzlich sofort lieferbar, und nachdem ich eigentlich wo anders zuschlagen wollte, kam dann doch die Entscheidung für das Canyon eMTB. Und diese vor allem da ich bereits ein Canyon Neuron ohne E besitze. Die Entscheidung war perfekt, denn vom ersten Kilometer an ergab sich das passende Fahrgefühl.

canyon neuron on
Canyon Neuron und Neuron:ON

Canyon hat gelernt. Bei den ersten Bestellungen war die Sache mit dem Liefertermin usw. noch etwas holprig. Dieses mal war das ganze eine Blitz Lieferung. Montag bestellt, Donnerstag geliefert.

Die ersten Kilometer eMTB

Meine Frau fährt schon länger ein eMBT. Damit konnte sie bei uns Intensivtätern immer gut mitfahren. Selber war ich bisher noch nie selber eins gefahren. Immer nur hinterher. Oder, ja, man überholt auch mal eins auf dem Radweg….
Die ersten Erfahrungen in bekanntem Gelände begann ich noch recht vorsichtig. Klar ist das größere Gewicht des eMTB deutlich zu spüren, aber das hat mich von Anfang an nicht gestört, das Handling ansonsten fühlt sich wie das normale Neuron CF an. Eine große Arbeit habe ich zu Beginn auch in das Setup der Pike Ultimate Federung investiert. Das Einstellen benötigt etwas Verständnis, es braucht ein wenig bis man raus hat wie man das Fahrwerk einstellen möchte.
Auch was die Reichweite angeht hatte ich keine Idee wie weit, und vor allem wie hoch, ich damit wirklich kommen kann. Meine Frau ist keine Referenz, sie wiegt unter 50kg und kommt mit 550Wh locker über 100km.

100 Kilometer sind möglich

Der 750Wh Akku bringt mich vermutlich über die 100km weit, bei meinen üblichen Touren über den Rennsteig. Ich habe nun noch keine Tour gemacht über diese Reichweite, aber die Hochrechung gibt es her.

Meine längste Tour bisher war über 70km weit und hatte bereits über 900 Höhenmeter (Die Flow App hat das nicht ganz korrekt aufgezeichnet, Garmin kann es besser).

Trotzdem hatte ich am Ende der Runde noch über 40% Akku.
Die Tour war insgesamt keine so gemütliche Runde, vor allem im Bereich des Rennsteigs. Akku sparen wäre etwas anderes.

Aus der Erfahrung: 100km sind locker machbar, trotz meiner 84kg und unserem Gelände was wir im Thüringer Wald vorfinden.

Wie anders fährt man auf dem eMTB

Es ist einfach anders. Nach meinen nun erfahrenen 400km mit dem Neuron:ON würde ich die folgenden Eindrücke weitergeben wollen:

Als Radfahrer kann mit dem eMTB versuchen immer stromsparend im ECO Modus zu fahren. Aber das macht keinen Sinn. Dann braucht man auch kein E. Vielmehr macht es Sinn die Unterstützungsstufen nach dem Gelände zu wählen.

  • Auf dem Radweg fährt man teilweise auch ohne Unterstützung schneller als 25km/h, hier reicht ECO meist immer
  • Geht es deutlich bergauf schaltet man den Tour+ Modus scharf, dann bleibt man hier deutlich im Flow
  • Geht es ins Gelände mit noch mehr Steigungen, dann beginnt der eMTB Modus Sinn zu machen
  • Rampen, auf denen man ansonsten absteigen oder hart kämpfen müsste erfordern den Turbo

So verteilt sich das dann irgendwie, je nachdem wie das persönliche Geländerprofil aussieht und welche Touren man fährt.

Man kennt sie: Die eBike Fahrer die mit niedrigster Trittfrequenz ihr Rad den Berg hochquälen und die man in der Regel als trainierter Mountainbiker auch da noch überholt. So kann man fahren, und gestehen wir das vor allem den deutlich älteren Radfahrern auch mal zu. Doch Spaß auf dem eMTB ist etwas anderes.
In 3 Stunden mit dem eMTB bin ich genau so ausgepowert wie in 3 Stunden mit dem normalen Mountainbike. Unterschied: ich bin in der gleichen Zeit deutlich weiter gefahren. Man fährt mit einer viel höheren Trittfrequenz, vor allem Bergauf, entscheidet sich Wege einzuschlagen die man mit dem normalen Bike nicht ansteuern würde, vor allem Bergauf. Man findet Trails, da man sie nach oben fahrend erkunden kann, deren Einstieg man sonst garnicht finden würde.
Als eMTB Fahrer unternimmt man deutlich weiterführende Touren für die man ansonsten gar keine Zeit hätte. Vor allem die 2 Stunden Touren bringen mich jetzt so an Ziele die ich wegen Zeitmangel sonst garnicht anfahren könnte. Wie weiter man mit dem eMTB kommt hängt auch sicher von Höhenmetern und Gelände ab, ich würde aber meinen 50% ist der mittlere Schnitt. Schaffe ich 20 km in 90 Minuten mit dem Fully im Wald, dann erreiche ich mit dem Canyon Neuron:ON locker auch 30 km in der gleichen Zeit.

Das Canyon Neuron:ON CF9

Was kann ich zum Neuron:ON nach 400 Kilometer sagen. Das eMTB fährt sich super und fühlt sich eigentlich wie mein ohne E Fully an.
Das Connect System von Bosch bringt eine Menge Features mit, unter anderem die Wegfahrsperre. Vermutlich isr dieses neue System noch nicht ausgereizt und da kommen noch weitere Sachen nach. Firmware Updates für den Antrieb kann auch bereits direkt über die App ausführen. Ich würde mir als Feature wünschen das man via Bluetooth die Fahrdaten an den Garmin weitergeben kann, andere Hersteller unterstützen das. Es würde sich zwar ein Bosch Kiox Display ergänzen lassen, aber so wirklich wichtig ist das am Ende auch nicht. Man starrt nicht dauernd aufs Display, und der Ladezustand ist über die LEDs des Bosch Modules ausreichend genau erkennbar.
Die Remote Tasten für den Antrieb haben die Eigenschafft zu „prellen“. Vor allem bei entsprechenden Untergrund und den damit einhergehenden Erschütterungen ist es oft so das man zwei Stufen umschaltet und nicht wie gewünscht nur eine. Auch da lässt sich sicher noch was via Firmware machen.
Das Fahrwerk ist eine Sache für sich, ich glaube nicht das ich nach 400km darüber schon im klaren bin. Zu viele Möglichkeiten beim Einstellen vielleicht. Es fühlt sich aber schon wirklich gut an, ich hab’s erstmal alles laut Anleitung eingestellt.
Die GX Eagle ASX Schaltung ist wow. Das habe ich am wenigsten erwartet, wie deutlich die Verbesserung der Schaltung doch gegenüber den mechanischen ist…. .Klick Klick Klick Klick.. .schalten ohne Probleme, schnell, sauber und wirklich sehr sehr komfortabel. Das vor allem die Schaltung so ein deutlicher Unterschied ist zu den doch auch guten mechanischen Schaltwerken ist für mich überraschend.

Geräuschlos?

Geräusche? Im Rad selbst ist Ruhe, auch auf Trails gibt es hier nichts zu hören….. BIS AUF: Die Kette. Die Geometrie der hinteren Radaufhängung erlaubt nur wenig Abstand zwischen Kette und Schwinge. Canyon hat hier einen Puffer montiert, der fängt zwar ein wenig etwas ab, aber es ist wie bei vielen Bikes, hier schlägt ab und zu je nach Untergrund die Kette eben mal an…