Nun fahre ich schon etwas länger Mountainbike und erst jetzt habe ich mich durchgerungen einen Bike Computer zu besitzen. Die Wahl fiel auf den Polar V650. Dabei war das lange unklar. In der engeren Auswahl standen auch andere Modelle, wie zum Beispiel der Sigma ROX 11 oder der Garmin edge 820. Alles tolle Geräte. Mein Sohn hat sich indessen für den Wahoo elemnt Bolt entschieden.
Bisher habe ich hauptsächlich mit Strava auf dem Handy meine Touren aufgezeichnet. Was wollte ich nun mit einem Bike Computer? Das Handy nicht ständig aus der Tasche holen! Der BC sollte also wie das Handy aufzeichnen können, GPS also muss er haben. Sensoren waren nicht so ultra wichtig, aber die Herzfrequenz wollte ich dann schon haben. Und etwas wie eine Karte soll er anzeigen können, denn ich fahre gern in unbekanntes Gebiet. Und weiterhin die Aufzeichnungen einfach zu Strava übertragen.
Vergleicht man die ganzen Modelle so können sie am Ende alle das gleiche. Lediglich in Nuancen unterscheiden sich diese dann. Der Garmin Edge 820 kann „echt“ navigieren, also auch die Route anpassen wenn man diese verlässt, die meisten anderen fahren einfach nur eine vorab geladene Route ab. Der Sigma hat sicher auch durch das Display die längste Akkulaufzeit, dafür aber keine schöne Karten Anzeige. Bei Polar überzeugte mich vorab auch sehr der Webservice, Polar Flow etc.

Also fiel am Ende die Entscheidung für den Polar V650. Der Fahrrad Händler meines Vertrauens hatte keinen V650 im Laden. Die Preise im Internet sind recht unterschiedlich, am Ende landete ich auch hier wieder beim große A -> Polar V 650 bei Amazon gekauft.

Unboxing

Eine überraschend kleine Verpackung enthält den Polar V650. Auch der HF Sensor war mit drin. So kamen mit die Dinge aus der Verpackung entgegen:

Dem Polar V650 liegen in meiner Ausführung bei: 

  • Der eigentliche V650 Bike Computer
  • USB Kabel
  • Halterung mit 3 O Ringen zur Befestigung
  • HF Sensor HF6
  • Mehrsprachige Anleitung

Befestigung am Rad

Die beiliegende Befestigung soll mit den mitgelieferten O Ringen (Gummis) am Fahrrad befesetigt werden. Dies kann man wahlweise am Lenker tun oder aber auch am Vorbau. Für mich war klar das der V650 an den Vorbau muss, in die Mitte vom Fahrrad. Wie das ganze passieren muss ist klar, in der Anleitung beschrieben und liegt auf der Hand. Was leider merkwürdig ist, für meinen Vorbau wären alle beiliegenden O-Ringe zu lang für die einfach Befestigung, und zu kurz um sie zweimal um den Vorbau zu legen. Nach etwas Überlegung war das nur möglich mit dem kürzesten der O-Ringe und dem zusätzlichen teilweise Umlegen um den Sockel des Polar. Ich würde mir wünschen das Polar hier etwas längere Gummis mitliefert, das würde es ermöglichen den Ring zweimal um den Vorbau zu legen und diesen über alle 4 Haken des Sockels zu legen. Auch am Lenker hat man ein ähnliches Problem, man findet nicht so die richtige Länge bei den O-Ringen. Klar gibt es viele unterschiedliche Lenker Durchmesser und unterschiedliche Fahrräder, bei mir war das aber etwas unpassend. Letztendlich aber sitzt auch mit dem Workarround der V650 bombenfest am MTB.

Polar Flow und die Software

Und nun gehts ans Eingemachte: Bereits am Tag vorher hatte ich mir den Polar Flow Account erstellt und die Software installiert. Was jetzt kommt treibt mir als IT Spezi die Falten auf die Stirn. Man ist ja da immer auf Problemchen aus die man dann lösen muss und wo man dann hier die Problembehebung beschreiben kann usw…..
Fehlanzeige! Anschalten, einrichten, verbinden, synchronisieren, fertig. Das ganze hat nur 2 oder 3 Minuten gebraucht und ging super einfach von der Hand… .Da gibt es weiter nichts zu Berichten. Hier hat Polar die hausaufgaben bestens gemacht. Und jetzt schon erfreue ich mich besonders an den vielen Dingen die man mit Polar Flow auswerten kann. Auch die Verbindung mit Strava ist Super. Ist die Verbindung einmal hergestellt passiert der Austausch zwischen Strava und Polar ohne extra Zutun, sobald man den V650 via USB mit dem PC verbindet werden alle geänderten Daten synchronisiert. 

Test Ride

Legen wir also los. Genau so einfach wie die Sache mit der Software war dann auch die Sache mit dem Herzfrequenz Sensor. Angelegt, Verbindung herstellen wählen, fertig. Ab aufs Rad. 
Was mich sofort positiv überrascht hat ist die Ablesbarkeit des Displays, trotz Rad Brille. In diversen Rezensionen habe ich vorab Beiträge gelesen wo Leute davon schrieben das sie nichts am Display erkennen können. Sie brauchen eine Brille! Trotz Sonnenlicht finde ich das Display ausreichend hell um die notwendigen Dinge erkennen zu können. Das man auf der Kartenansicht nicht alles erkennen kann was die Openstreetmap Daten alles mitbringen versteht sich ebenfalls, da ist praktisch viel zu viel drauf. Aber die Werte zu Herzfrequenz, Strecke, Höhe etc sieht man problemlos, auch als Brillenträger oder mit Sonnenbrille.

v650

Der erste Test ging nur ein paar Kilometer um unseren Hausberg. Der zweite Test war eine 1,5 Stunden Runde. Wenn man sich ausreichend mit der Bedienung der ganzen Funktionen beschäftigt hat weiß man auch unterwegs auf dem Bike sofort wo man hindrücken muss um die Anzeige zu ändern oder andere Dinge zu tun. Super gut funktionierte auch die Erkennung von Pausen unterwegs, der V650 unterbricht die Aufzeichnung sofort und nimmt sie wieder auf, auch wenn man nur mal kurz anhalten muss bevor man eine Straße überquert.

Zur Akku Laufzeit kann ich indes noch nicht viel sagen, 2 Stunden waren für mich noch keine lange Tour, dazu muss der V650 sich bald ehr auf Touren von 6-8 Stunden beweisen. Was aber auffällt ist das die % Anzeige für die Batterie nichts mit der Zeit zu tun hat, sondern ehr mit einer typischen Entladekurve eines Lithium Akkus. Das heisst: Am Anfang gehen die ersten Prozente von 100% sehr schnell weg, unter 80% aber geht das dann viel langsamer. Also nicht erschrecken wenn 5 % nach 15 Minuten weg sind, die Akkulaufzeit scheint länger. Mein „Extrem Test“ wird gewiss folgen!

Der erste Test

Vorab Fazit zum V650 

Nach den ersten Dingen die ich bisher so gesehen habe gefällt mir meine Wahl wirklich gut. Vor allem die Möglichkeiten im Polar Flow finde ich Klasse. Die ganzen Dinge rund um die Herzfrequenz muss ich erst lernen. Die Messung mit dem System funktioniert erstklassig, aber was man aus den gewonnenen Daten dann für sich ableitet ist ja noch einmal ein ganz anderes Thema.
Was ich gar niocht erwartet habe ist das ich mit dem Polar V650 ein vollwertiges Fahrrad Navi erhalte. Dafür gibt es bisher für mich nur eine Lösung, und das ist Komoot auf dem Smartphone. 
Ein wenig Schade finde ich als Strava Nutzer auch die Tatsache das ausgerechnet beim V650 die Strava Live Segmente noch nicht funktionieren. Der M460 kann das bereits. Leider war von Polar keine Info zu bekommen wann dieses Feature zur Verfügung steht und ob das überhaupt jemals kommt…. Schade!
Das Übernehmen von Routen aus Komoot zum Polar funktioniert prima. Zwar nicht vollautomatisch, aber der zeitliche Aufwand sind nur ein paar Sekunden. In Komoot die Route als GPX Speichern und in Polar Flow die GPX wieder laden. Fertig. Mit der nächsten Synchronisation befindet sich die Route auf dem V650.

Erster Polar Ride

Der erste Polar Ride ist nun Geschichte. Am Sonntag ging es in den Thüringer Wald und ab auf dem Rennsteig. Und es war gleich alles dabei. Regen, Matsch, eine lange Strecke. Und zuerst muss ich bemerken, die Akkulaufzeit finde ich nun wirklich super gut. Nach Ende unserer 7,5 Stunden im Wald war der Akku des V650 noch auf 56%! Das ist eine angenehme Überraschung.
An einer Zwischenstation habe ich den Polar V650 in die Tasche gesteckt da ich ihn nicht am Bike zurück lassen wollte, leider habe ich dabei irgendwie etwas am Display oder an der Tasten bedient was dann die Tour beendet hat. Display Sperre das nächste mal evtl.? Hier finde ich es echt schade das man da die gespeicherte Tour nicht einfach wieder fortsetzen kann. Hier gibt es nur die Option löschen. auch auf Strave später bekommt man die Tour nicht zusammengesetzt. Strava bietet zwar an eine Tour zu splitten, nicht aber aus 2 mach 1. Aber da war sie dann doch noch, die Chance für mich als IT Profi mal was etwas aussergewöhnliches zu machen. Beide Teile als .gpx heruntergeladen, kurzer Blick in die XML Daten geworfen, zusammengefügt und wieder hochgeladen. Fertig zusammengesetzt.

Langzeit Fazit

Dafür ist es noch zu früh! Es schaut doch in Kürze einfach mal wieder vorbei, ich werde noch mehr berichten! Was auch interessant wird, wie der Vergleich mit dem Elemnt Bolt ausfallen wird den mein Sohn gekauft hat. Wir werden berichten!

Was mir aber mit der Zeit bereits auffällt:

  • das direkte Synchronisieren über das Smartphone via Bluetooth und App funktioniert gar nicht. Es ist keine Verbindung herstellbar
  • Das Synchrinisieren am PC funktioniert manchmal nicht, man muss erst das Kabel neu verbinden oder PC oder V650 neu starten.
  • Das Display ist extrem empfindlich und verkratzt schnell.

Update 20.05.2018

Nun kam ein lang erwartetes Feature endlich auf den Polar V650: Strava Live Segmente. Die Funktion wurde mit einem Firmware Update implementiert. Nun kann man zwischen Live Segmenten ODER einer Routenführung wählen. Beides zusammen funktioniert nicht. Leider lassen sich auch nur maximal 20 Segmente auf den V650 laden, das erweist sich in der Praxis als viel zu wenig. Der noch größere Nachteil aber: mit dem Live Segmente Feature wird der Akku deutlich schneller leer! Gefühlt würde ich sagen 3 mal schneller als ohne Live Segmente.

Kurz nach dem Firmware Update verweigerte mein V650 das synchronisieren über USB. Das Gerät wird zwar noch erkannt, aber die Synchronisierung findet nicht mehr statt. In der Protokoll Datei findet man Einträge die darauf hinweisen das der Sync Prozess zwar startet, dann aber wegen einem Fehler abbricht. Ob dies direkt mit dem Firmware Update zusammenhängt weis ich nicht. Zum Glück ist es noch möglich das ich über das Smartphone meine letzte Aktivität auf Flow übertragen konnte. Nun muss ich den Support bemühren der allerdings nicht antwortete. Durch eigene Recherche bin ich dahinter gekommen das der Bonjour Service nicht mehr von selbst startet, auch nicht wenn man den V650 an USB verbindet. Vermutlich hat das etwas mit den Apple Diensten etc. zu tun und das Problem kam wohl mit einer neuen iTunes Software auf das System. Die Lösung war dann einfach, den Dienst „Bonjour“ manuell starten, in diesem Moment läuft auch sofort die Synchronisierung.

bonjour

Update 2019

Nun bin ich viele Kilometer mit dem Polar V650 unterwegs gewesen. Insbesondere die lange Batterielaufzeit ist positiv. Auch an langen Tagen auf dem Rad kam ich hier nie an die Grenzen. Ich bin sehr zufrieden möchte aber auch mal das nervigste Feature vorstellen. Vielleicht bin ich auch nur noch nicht hinter den Trick gekommen und das geht doch irgendwie:
Mein nervigstes Problem mit dem V650 betrifft das Routing Feature. Ich erstelle oft Routen mit Komoot und synchronisiere diese auf den Polar V650. Das klappt bestens. Das Handling Problem ist aber das ich bei gestarteter Aktivität unterwegs die Route nicht verändern kann und auch nicht abschalten kann. Die Routen Funktion wird also bis zum Schluss arbeiten auch wenn ich auf der Tour mich dafür entscheide einen anderen Weg zu nehmen oder umzukehren oder oder. Das funktioniert nur indem man die Aufzeichnung der Aktivität unterbricht? Kann nicht im Sinne des Benutzers sein und auch nicht im Sinne des Erfinders. Nervt!

Es reicht

Heute kam ich mal wieder von einem Event zurück und der V650 wollte partu nicht synchronisieren. Warum er das nicht tut ist wie so oft nicht ermittelbar. Am Handy gehts nicht. Per USB Kabel gehts nicht. Da kann mal Flow Sync und den Bonjour Dienst nach Anleitung neu starten wie man will, es geht einfach nicht. In der letzte Zeit wurde das so schlimm…… Jetzt sitze ich hier und kann einen Wettkampf nicht hochladen. Liebes Polar Team, ich habe mehr erwartet. Eure Produktpflege ist unter aller…….

Update 2020

Nun ist das Thema der Synchronisierung am PC endlich gelöst. Mit einem Update der SYNC Software scheint das nun dauerhaft stabil zu funktionieren. USB anstecken, Synchronisierung wird ausgeführt. Die Synchronisierung über das Smartphone hingegen geht nach wie vor nicht.
Mein V650 ist nun 2,5 Jahre alt, und bald wird er aussortiert. Der Akku beginnt jetzt schlagartig nachzulassen. Während ich mit dem neuen Gerät weit über 10 Stunden kam ist die Laufzeit nun nur noch 6 Stunden. Der Akku hält nicht mehr so lange durch wie zu Beginn. Für meine 100km Touren wird es nun also knapp.
Nachtrag: Die Akku Geschichte war merkwürdig. Mittlerweile fühlt sich der Akku wieder erholt an und hält auch wieder die 10 Stunden ohne Probleme.
Im August 2020, nach 3 Jahren, habe ich mit dem V650 aufgegeben, vor allem wegen der nicht endenden Problematik mit den Sync Problemen. Ein letzter Anlauf mit dem Polar Service brachte wieder nur Standard Hinweise wie die Software neu zu installieren. Der V650 wurde nun in Rente geschickt und ich bin auf einen Garmin Edge 830 gewechselt.