Wenn sich Radfahrer, Hundehalter und Hunde auf Radwegen begegnen. Das geht nicht immer so aus wie es sollte. Und leider ist das ein heißes Thema was wieder auch die falschen Leute trifft. Es werden sich auch die angesprochen fühlen die ich gar nicht ansprechen will. Doch meine Begegnungen mit fremden Hunden sind in der letzten Zeit deutlich angestiegen, und die kritischen Fälle nehmen zu. Und nun kam es zum Höhepunkt der ungewünschten Begegnungen. Nach einer schlaflosen Nacht also ein paar Gedanken dazu.

Von vorbildlichen Hundehaltern

Ich möchte von Beginn an ganz klar differenzieren: Es ist wie mit allen. Wenige Idioten erzeugen ein negatives Bild obwohl der überwiegende Teil der Leute verantwortungsvoll ist. Ich fahre jetzt einige Jahre intensiv Rad und kenne mittlerweile recht gut den Unterschied zwischen Hund und Herrchen, bei denen alles in Ordnung ist und denen wo ein gewisses schlechtes Gefühl aufkommt. Die Menschen, die ihr Tier gut trainiert haben verfahren in der Regel alle gleich wenn ich mich auf dem Radweg annähere. Man sieht schon von Weitem das der Hund einen Befehl erhält, sich setzt, an die Leine genommen wird, oder aber ganz friedlich und unbeeindruckt am Wegrand sitzen bleibt. In diesem Fall passiert man, grüßt sich freundlich, freut sich. Auf Brücken oder anderen Engstellen wechselt man auch schon mal ein paar Worte mit dem Besitzer und ein paar Gesten mit dem Tier. Der Optimalfall, und der trifft auch meist so ein.

Schon von weitem problematisch

Da sind dann die ersten Problemfälle, bei denen ich mir oft denke:

Warum bleibst du mit deinem Tier nicht woanders, du kannst doch an der aktuellen Situation überhaupt keine Freude haben und schon gar nicht dein armer Hund.

Man näherst sich Hund und Herrchen und es passiert etwas andere: Wilde Rufe und Gesten, manchmal muss Herrchen den Hund einfangen und bekommt ihn gerade so angeleint.
Stufe 1: Wenn man Hund und Halter passiert sitzt der Hund kläffend am Radweg bis man weiter weg ist.
Stufe 2: Der Halter geht mit seinem Hund vom Radweg weg und sucht einen Platz 10-20 Meter auf der Wiese. Das sind die Fälle die mir immer das mulmigste Gefühl hinterlassen. Oft sind die Tiere alles als andere von freundlich drauf. Ich bin froh, wenn ich ausreichend Entfernung aufgebaut habe.

Meine letzten schlechten Begegnungen

Das sind die letzten Begegnungen mit dem Highlight am Ende. Macht euch ein Bild.

  1. Auf dem Ilmtal Radweg. Zwei Personen mit zwei Hunden verliesen den Radweg und gingen 50 Meter auf die Wiese als wir uns näherten. Als wir uns weiter näherten ging einer der Hunde kläffend auf meine Frau zu. Ich fuhr mit meinem Rad an ihre Seite um sie zu schützen und konnte durch lautes Schreien das Tier dazu bringen wieder zu verschwinden.
  2. Auf dem Ilmtalradweg: Diese Begegnung steht hier zwar nur als eine, aber ich habe sie nicht gezählt. Es war immer dieselbe Person mit ihrem Schäferhund. Das Tier war praktisch nie unter Kontrolle, der Halter verschwand jedes mal weit weg vom Radweg und konnte dort das Tier nur mit Mühe und Not an der Leine halten. Es war ein älterer Mann und fragwürdig ob er das Tier wirklich schafft zu halten. Ich habe ihn über Monate hinweg immer wieder so getroffen. Der Halter war wohl nie in der Lage aus dieser Situation zu lernen, der Ilmtal Radweg ist sehr stark befahren, und das kann für Mensch und Hund nichts mit einem gemütlichen Spaziergang zu tun haben.
  3. Im Wald: Von vorne stürmen zwei Schäferhunde bellend auf mich zu. Der Halter weit dahinter. Ich habe noch Zeit abzusteigen und Gott hat mir einen Baum an den Wegrand gestellt den ich in dem Moment ganz leicht erklimmen konnte. Als der Halter endlich da ist und die Tiere anleint bekomme ich den Spruch: „Sorry die stehen nicht so auf Radfahrer“.
  4. Waldweg am See: Vor mir sind 4 Personen mit 4 Hunden auf dem Weg unterwegs. Als ich mich nähere und klingele passiert nichts. Die Frauen sind so in ihre Unterhaltungen vertieft das sie erst erschrecken als ich laut rufe. Erst als ich klarzumachen versuche das ich gern vorbei möchte geben sie mir eine kleine Lücke in der Mitte frei. Da soll ich hindurch. Als ich hindurch fahre schnappt einer der Hunde nach meinem rechten Bein.
  5. Im Wald: Vollkommen alleine begegnet mir ein großer Schäferhund, bellend, aber nicht aggressiv. Zum Glück hat er kein Interesse an mir gezeigt. Erst nach vielen hundert Metern der Besitzer: „Haben sie einen Hund gesehen, der ist einem Hasen hinterher………“

Der Höhepunkt der schlechten Begegnungen

Ende April kommt es zum Zusammentreffen mit einem besonderen Gespann aus Halter und Hund. Dieser Fall hat mich so aufgewühlt das ich bereits wenige Minuten danach eine hitzige Diskussion im Gesichtsheft angezettelt habe und nun auch diesen Beitrag hier schreibe.
Ich verlasse die Ortschaft auf dem Ilmtalradweg. Am Ortsausgang steht mal wieder ein geparkter PKW und ich denke mir noch: „Da ist wieder einer mit seinem Hund raus gefahren um mit ihm hier Gassi zu gehen“. Schon im nächsten Moment sehe ich die beiden auch schon weit vor mir auf dem Radweg. Ich fahre langsamer, der Besitzer bemerkt mich aber schon sehr früh, rennt seinem Hund hinterher, leint ihn an und geht ca. 10 Meter vom Radweg weg auf die Wiese. Das ist für mich das Zeichen das alles OK ist. Ich trete in die Pedalen und fahre vorbei. Weder Hund noch Besitzer haben an mir scheinbar Interesse. Ich habe es eilig und fahre zügig. Da ich an dem Tag eine Abkürzung nehmen will drossele ich nach 500 Metern meine Geschwindigkeit um über eine Brücke auf einen anderen Weg abzubiegen. Auf der Auffahrt zur Brücke höre ich hinter mir knurrend und zähnefletschend den Hund den ich vor einem halben Kilometer passiert habe. Ich schaffe es knapp über die Brücke, kann auf der folgenden Wiese noch mal sprinten, das Tier aber nicht abschütteln. Am Waldrand ist mir bewusst das ich keine Chance habe davon zu fahren denn dort wird der Weg bergauf gehen. Ich springe ab um das Rad zwischen mich und das Tier zu bringen. Ich schreie. Der Hund fängt an zu bellen und beginnt den Rückzug. Ich erreiche den Waldrand. Der Hund kommt mir ein zweites mal nach. Wieder schaffe ich es mit lautem Geschrei den Hund in Schach zu halten. Er geht, ich verschwinde im Wald. 2 Minuten später weiter oben im Wald höre ich vom Radweg unten noch einmal den bellenden Hund und mehrere Stimmen. Ich vermute es waren auch Radfahrer aus der anderen Richtung unterwegs.

Hat der Besitzer das Tier hinter mir bewusst abgeleint. In diesem Fall halte ich das sogar für möglich. Ich kann es nicht beweisen, aber es ist wahrscheinlich so gewesen, das nette Herrchen hat dem Hund mir nachgeschickt. Er war nach 500 Metern unmittelbar hinter mir. Und laut Strava bin ich diese Strecke äußerst zügig gefahren. Unter normalen Umständen hätte der Hund wohl auch niemals eine Chance gehabt mich einzuholen. Es war aber nicht damit zu rechnen das ich den Radweg verlasse und eine ehr ungewöhnliche Richtung einschlage. Das Tier hat mich fast einen Kilometer verfolgt. Die Radfahrer wissen, das ist dann auch das Limit für einen Sprint.

Fazit

Ich habe im speziellen nichts zu Rasse, Art oder Größe der Tiere in den Vorfällen geschrieben. Es ist mir egal. Es geht nicht drum wie das Tier aussieht sondern wie es sich verhält.
Stimmen tut wohl der Spruch: Hunde die Bellen beißen nicht. Aber leider weiß ich als Radfahrer das nicht vorher und nachher wäre es zu spät.
In den kritischen Situationen hat bisher zum Glück immer geholfen sich dem Tier zu stellen und laut zu Schreien.
Ich habe bewusst keine Fälle beschrieben die mich persönlich kalt lassen, die kleinen Kläffer die einen mal für 5 Meter nachjagen, lassen mich kalt. Die kann man einschätzen und man hört in ihrem Gebell die Angst die sie selber haben.
Die Hunde welche einen wirklich Angst machen bellen nicht, sie fletschen die Zähne, knurren und versuchen einen auf den Pelz zu rücken.

Es sind nicht nur Radwege, aber eben auch

Ich habe persönlich eine Art gefunden mit anderen auf Wegen umzugehen. Man könnte genauso gut einen Beitrag schreiben über Radfahrer vs. Wanderer oder Rafahrer vs. Auto oder Radfahrer vs. Radfahrer. Im Besonderen auf allen normalen Wegen sind alle gleichberechtigt. Jeder hat Rücksicht zu nehmen auf den anderen. Doch meiner Meinung nach ist ein Radweg kein normaler Weg. Ist eine Straße ja auch nicht. Auf der Straße muss ein jeder damit rechnen das dort Autos fahren. Und auf Radwegen muss jeder Fußgänger damit rechnen das dort eben Radfahrer fahren. Daher geht es mir schon langsam etwas auf die Kette ständig drum betteln zu müssen um „vorbei“ zu dürfen und dann noch genervt angeschaut zu werden. Das gilt für alle Benutzer der Wege.

Und ich rede schon gleich gar nicht von den „Fahrradstraßen“ von denen wir auch einige im Ilmkreis haben. Ich will mich nicht beschweren, aber was das Schild Fahrradstraße bedeutet kennen viele nicht, Ich habe auch damit kein Problem, wenn das mitunter auch schon Richtung „gefährlich“ geht, vor allem wenn man mit dem Rennrad unterwegs ist. Aber auch hier, ich will nicht betteln müssen um gnädigst vorbei gelassen zu werden.
Ich halte mich persönlich auch nicht für Rücksichtslos. Auch wenn es total uncool ist, ich habe nicht ohne Grund eine Klingel am MTB. All das nutzt aber auch nichts gegen Jogger die mit Ohrhörern unterwegs sind und rein Garnichts um sich herum registrieren. Sorry das ich euch manchmal erschrecken muss.

Beginn Fahrradstraße

Und zu guter Letzt, hole ich auch noch mal gegen uns Radfahrer aus. Auch in unseren eigenen Reihen gibt es schwarze Schafe. Vom Aussehen her sind das aber nicht die Vielfahrer, sondern die Gelegenheitstäter. Im Besonderen auf den Radwegen, wo nun mal nicht mehr als 2 Radfahrer nebeneinander passen, fahren sie ohne Rücksicht dauerhaft nebeneinander ohne Rücksicht auf den Gegenverkehr. Nicht selten weiche ich über das Gras aus. So, nun habt auch ihr euer Fett wegbekommen.

All dies sind auch Gründe weshalb ich ja sowieso eigentlich lieber die Radwege meide und direkt im Wald unterwegs bin. Aber nun ist der Radweg halt eben da. Und speziell der Ilmtal Radweg nutzt mir um gut zwischen Wohnort und dem Rennsteig hin und her zu kommen.

Leinenpflicht

Ich halte nichts von Leinenpflicht. Es ist vor allem eine Bestrafung der Tiere die erzogen sind. Und gerade in meiner direkten Verwandtschaft und Bekanntschaft gibt es mehrere dieser lieben Hunde die wirklich nichts tun. Deren Halter sind aber diejenigen die sie trotzdem an der kurzen Leine halten. Am Ende zeigen mir die Vorfälle der letzten Monate aber auch das Leinen keine Sicherheit bringen.
Eine Leinenpflicht besteht für unser Bundesland im übrigen ohne Ausnahmen im Wald: https://www.kleintierverhalten.eu/2019/02/13/vorschriften-fuer-hundehalter-in-thueringen/

Am Ende kommt es auf 4 Dinge an.

  1. Die absolute Vernunft der Hundehalter selbst, zu wissen wie ihr Tier tickt, und zu verstehen daß „Der tut nichts“ einem Passanten vollkommen unnütz ist.
  2. Trainiert die Tiere, wenn es denn unbedingt der Radweg sein muss und ihr nicht auch einen Wald ohne hochfrequentierten Radverkehr findet, damit sie mit Passanten, Radfahrern, Kindern, Skatern und anderen klarkommen.
  3. Als Radfahrer, nehmt Rücksicht auf die Tiere und haltet Abstand, wenn ihr unsicher seid wie sich Halter und Hund verhalten werden.

Welche Tipps habt ihr?